24. August 2011

Groß.

Also stand der große Tag bevor und begann sehr unspektakulär und hässlich mit Weckerklingeln. Schnell noch die letzten Sachen gepackt mit der Gewissheit, bestimmt etwas Wichtiges vergessen zu haben. Gemütlich (wenn "gemütlich" Schwitzen und insgesamt 55 kg Gepäck zu schleppen bedeutet) ging's zum Flughafen Düsseldorf mit meinem geliebten ÖPNV - leider wurde ich diesmal nicht nach einer Fahrradkarte gefragt, denn dann hätte ich mal auftrumpfen können: schließlich hatte ich ja nur Fahrradteile dabei...
Und jetzt muss ich dann doch mal eine Lanze für Wuppertal brechen, denn mit der Original-Schwebebahn kann der Skytrain am Flughafen nicht mithalten. Da schaukelt nichts und an den Haltestellen wird der Zug sogar fixiert! (deswegen vermutlich "Halte"stelle...) Und überhaupt: Düsseldorf...
Bis zum CheckIn war ich davon überzeugt, dass der begleitende Kollege auf jeden Fall zu spät kommt und alles furchtbar wird, aber der Weltmeister/Experte war pünktlichst vor Ort und hatte sogar die Trikots, die ich in letzter Sekunde noch bedrucken ließ, dabei. Und der CheckIn lief ohne Probleme, sogar beim Sondergepäck. Alles reibungslos. Ich war davon überzeugt, dass der Flieger abstürzt.
Der Weltmeister ist da!
Mir wird ja sicher vorgeworfen, dass ich mit der "falschen" Airline (also nicht Lufthansa) geflogen bin und während ich auf der Übersichtskarte den Flug verfolgte, kam mir der Gedanke auch. Der Pilot muss betrunken, bekifft oder beides gewesen sein. Erst flog er mit Schlangenlinien von Düsseldorf weg und dann ließ er Sydney links liegen, um Richtung London zum JFK-Airport, welchen er großzügig einkreiste, zu fliegen*. Zwischen Block Island (!) und Mystic Seaport hindurch. Ich meine: Mystic Seaport?! Gibt's da Einhörner (Seeeinhörner - schön mit drei "e"), die von Heizelmännchen geritten werden, oder was?
Ansonsten war der Flug bis auf ein paar kurzzeitige leichte Turbulenzen ziemlich langweilig - kein Wunder, wenn man nicht am Fenster sitzt. Nicht mal in der Nähe davon.
Nahezu meine erste Handlung auf amerikanischem Boden bestand darin, gegen ein Verbot zu verstoßen. Da auf den ersten Blick feststand, dass es hier zu einer längeren Wartezeit kommen würde, wollte ich das Getümmel in der Federal Inspection Area fotografisch festhalten - und hatte die diversen Hinweisschilder mit Wörtern wie "camera", "mobile phone" und "strictly prohibited" geflissentlich übersehen. Eine überaus freundliche und nett lächelnde Grenzbeamtin wies mich aber im Plauderton dezent auf meinen Faux-pas hin, so dass ich befürchtete mindestens sofort verhaftet, wenn nicht sogar 3 Monate in Guantanamo eingebuchtet zu werden.
Ich bin drin!
Nach einem kurzen Intermezzo mit dem Airtrain (noch langweiliger als der Skytrain, die Schienen sind da unten!) zur Howards Beach Station gab's eine interessante Fahrt mit der Metro nach Manhattan. Diese Stunde reicht offensichtlich, um  den kompletten Querschnitt der New Yorker Bevölkerung zu Gesicht zu bekommen: schwarze Gang-Mitglieder mit Bandana (hier hilft natürlich die Fantasie unter Einfluss der gängigen Vorurteile), trendige Asiaten mit den aktuellsten Nerd-Gimmicks, Juden mit Kippa, tatöwierte weiße Mädels, Rabbis mit Bart und Hut, High Heels tragende Carrie Bradshaws... - und die Stunde reicht, um sich bei den New Yorkern unbeliebt zu machen, weil man mit dem Gepäck fünf Sitzplätze belegt.
Und dann kommt man aus der Columbus Circle Station und staunt: Wow. Groß. Alles ist groß. Die Straßen sind groß. Die Autos sind groß. Die Häuser sind groß. Die Leute sind... naja, eher breit. (obwohl hier am Central Park sehr viele Sportler anzutreffen sind)
Groß.
Wenn der Preis nicht wäre, würde das West Side YMCA als schlechte Jungendherberge (mit 13 Obergeschossen) durchgehen. Aber durch die Lage direkt am Central Park kann man für ein 12 qm-Zimmer ohne Bad (Gemeinschafts-WC/-Dusche auf dem Flur), mit Etagenbett und bezauberndem Blick auf die Backsteinfront des anderen Flügels (ok, wenn man sich aus dem Fenster lehnt, kann man den Central Park sehen und dahinter die Fifth Avenue erahnen) knapp 100 $ pro Nacht verlangen.
Wir sind gespannt, was hier auf uns noch zukommen wird.

*Mir ist schon klar, dass das alles seine Richtigkeit hatte (bis auf Mystic Seaport vielleicht)!

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